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Eins unterscheidet die Lesepfeife von allen anderen Pfeifen: Sie lädt zur Entspannung ein. Während die klassische Pfeife durchaus bei der Arbeit eingesetzt wird (man kann mit der Pfeife im Mund sprechen, die Hände sind frei), verpflichtet die Lesepfeife gerade zur Langsamkeit.
Auf alten Stichen und Gemälden wird das gut ersichtlich. Nach getaner Arbeit kommt die lange Tonpfeife, Gesteckpfeife oder auch Churchwarden zum Vorschein. Diese Varianten, so schön nostalgisch sie auch aussehen, haben heute keine Bedeutung mehr. Durch die Entdeckung des Bruyere Holzes zur Verwendung im Pfeifenbereich ist das Bessere dem Guten gewichen.
Die Lesepfeife besetzt eine Nische. Es gibt nicht den typischen Lesepfeifenraucher. In der Regel kommt nach einiger Zeit des Rauchens der Wunsch auf, sich zur Ergänzung der Sammlung eine solche Pfeife zuzulegen.
Der einzige, wirkliche Unterschied zur klassischen Pfeife liegt in der Länge des Mundstücks. Hier wird der Charakter der Pfeife deutlich. Auch ist die Lesepfeife in der Regel gebogen, ein gerades Modell lädt nicht genügend zum Verweilen ein. Die Köpfe heutiger Lesepfeifen leiten sich von traditionellen Vorbildern ab, Modelle wie die Bent, Calabash und Rhodesian sind prädestiniert für die Gestaltung der Lesepfeife. Der Einfachheit halber nutzen viele Hersteller ihr Repertoire an Köpfen für beide Varianten. Warum auch nicht, wenn die Harmonie der Form gegeben ist, gibt es nichts dagegen einzuwenden.
Einen Sonderweg geht die Firma Vauen mit ihrer erfolgreichen „Auenland“ Serie. Hier werden eigene Köpfe verwendet, das Mundstück wird in Buchenholz mit einem Kunststoffrauchkanal gefertigt und die Modelle weisen eine eigene Stilistik auf, die so anderen Herstellern nicht gegeben ist. Die Vorgängerserie lief unter „Herr der Ringe“ und bediente sich aus dem Filmgenre „Fantasy“. Diese Verknüpfung ist in der „Auenland“ Serie ebenso deutlich.
Wichtig ist die richtige Position zum Genuss. Ein Stuhl verbietet sich, ebenso eine gar nicht erst vorhandene Sitzgelegenheit. Der Lesepfeifenraucher will sitzen, bequem sitzen und am liebsten fast dabei liegen. Nach Anspannung ist nun Entspannung angesagt. Mit der Lesepfeife in der Hand macht der Raucher deutlich, dass er nun für andere Angelegenheiten im Hause nicht mehr zu gebrauchen ist. Ferner sollte ein passendes Getränk in Griffweite sein. Das Rauchen an sich gestaltet sich ähnlich der kurzen Pfeife. Langsame Züge sind angesagt, beim Verlöschen der Glut wird einfach wieder angezündet.
Ob mit Zündholz oder Feuerzeug, das spielt keine Rolle. Der Vorteil der Lesepfeife liegt im kühlen Rauch, bedingt durch ein längeres Mundstück.
Nach dem Rauchen wird die Pfeife entleert. Jetzt kommt der Reiniger zum Einsatz. Sie benötigen dafür die lange Variante des Reinigers, kurz gesagt einen „Lesepfeifenreiniger“. Der Fachhandel hält alles für Sie bereit. Mit der normalen Länge des Reinigers kommen sie nicht durch das lange Mundstück hindurch. Strenggenommen ist das der einzige Unterschied zur normalen Pfeife, Sie benötigen einen längeren Reiniger.
Danach bitte der Pfeife, wie üblich, die nötige Ruhe zur Regeneration geben (24 Stunden).
Jeder der schon einmal versucht hat, mit dieser langen Pfeife zu lesen, hat eines festgestellt: Es wird kompliziert. Spätestens beim Umblättern der Seite eines Buches muss die Lesepfeife beiseitegelegt werden. Die Hände sind in Benutzung, Entspannung sieht anderes aus. Vielmehr lädt diese lange Pfeife dazu ein Nichts zu tun. Damit wird sie am besten Ihrer Bestimmung gerecht. Der Ursprung des Namens bleibt weiter geheim.
Die Churchwarden, eine Variation der Lesepfeife, wurde von Kirchendienern geraucht. Typischerweise befand sich ein kleiner Absatz am Kopf dieser Tonpfeife. Die früheren Varianten kamen noch ohne aus. Vermutlich fiel bei der Produktion technisch bedingt dieser Absatz an, er diente zum Herausnehmen aus der Form oder einfach nur zum besseren Halten der Pfeife. Ton wurde, da die Wandstärke dünn ausfiel, sehr schnell heiß. So konnte nach nur kurzer Zeit die Pfeife nur noch am Holm gehalten werden.
Die Lesepfeife lädt zum Zurücklehnen ein, der Tag liegt hinter Ihnen und so manche Lesepfeife ist schon im Bett geraucht worden. Warum nicht? Hier liegt die eigentliche Bestimmung dieser gemütlichen Pfeifenform.
Berühmt ist das Bremer Tabak-Kollegium. Hanseatische Kaufleute trafen sich regelmäßig zur Zusammenkunft, um nicht nur zusammen zu rauchen. Festliche Kleidung wie der Smoking gehörten zum Standard. Das sehen wir heute lockerer. Wir greifen zur Pfeife, wenn uns danach ist.
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